augenblick & eigensinn: Oktober 2015

Dienstag, 13. Oktober 2015

Apfelzeit



Es ist soweit: Dieses Jahr hängen dicke rote Boskop-Äpfel in unseren beiden Apfelbäumen, leuchten mit der Sonne um die Wette und warten darauf, endlich gepflückt zu werden. Nachdem uns die Bäume im letzten Jahr mit viel zu früh abgeworfenen grün-braunen schorfigen "Wenn-ich-groß-bin-werde-ich-vielleicht-mal-ein-Apfel" bombardiert haben, sieht es so aus, als wären selbstgemachtes Apfelmus, getrocknete Apfelringe, Apfelkuchen und Bratapfel in der Adventszeit in diesem Jahr eine gute Idee. Mmhh, ich habe schon fast den Duft in der Nase...


So viel Äpfel haben mich auf die Idee gebracht, doch die Ölpastel-Kreiden endlich mal auszuprobieren, die ich schon vor längerer Zeit geschenkt bekommen habe. Also habe ich einen schnellen Apfel in mein ArtJournal gemalt und mich an dem weichen, satten Farbauftrag der Kreiden und den leuchtenden Farben gefreut.



Apfelzeit, das ist leuchtend blauer Himmel, klare Luft, das dunkle Grün der Blätter und die Verlockung der vielen duftenden rotbackigen Äpfel.



Den roh skizzierten, nicht komplett ausgemalten Apfel habe ich dann mit einem breiten Pinsel mit blauer Acryltinte überzogen, die auf den Ölkreiden abperlt und vom Aquarellpapier meines Buches durstig aufgesaugt wird. Eine Technik, die sicher jeder noch aus der Grundschule mit Wachsmalern und Tuschkasten kennt. Einfach, aber wirkungsvoll.



So, genug geschrieben und gemalt, ich gehe jetzt raus, pflücke ein paar Äpfel und fange an, Apfelmus zu kochen :) ...


Sonntag, 11. Oktober 2015

Aus Alt mach Neu



Kennt Ihr das auch? Seit über einem Jahr liegt auf meinem Arbeitstisch Stoff, den ich gekauft habe, um mir endlich mal eine neue Handtasche zu nähen... und er liegt und liegt und rührt sich nicht - und ich kann mich nicht entscheiden, wie die Tasche denn jetzt genau werden soll. Ich müsste ja auch erst einen Schnitt machen.
Außerdem sind da ja auch noch so viele andere Dinge, die dringend erledigt werden wollen und ich habe ja auch mehr als eine Tasche, die durchaus funktionabel ist... Also prokrastiniere ich so vor mich hin.

Letztendlich habe ich es dann aber doch an die Nähmaschine geschafft, aber nicht, um die Tasche aus dem wunderschönen Stoff zu nähen, sondern, um aus gegebenem Anlass zwei Lieblingsjeans zu neuem Leben zu verhelfen - sprich: Jeans mit Löchern mögen zwar modern sein, trotzdem entscheidet man(n) lieber selber darüber, an welchen Stellen sich der "Used-Look" einstellen darf und an welchen nicht. Leider hatten die Hosen sich anders entschieden und den Geist an viel beanspruchter Stelle aufgegeben, die dann doch nicht so genehm war. Also habe ich eine dritte Jeans geopfert und die beiden anderen möglichst geschickt und unsichtbar repariert.
Wie so oft im Leben war dadurch dann irgendwie der Knoten geplatzt, hielt ich doch nun eine schon zerschnittene Jeans in den Händen, die jetzt gewissermaßen "übrig" war. Kein neues, unberührtes Stück Stoff, aus dem unbedingt etwas Hübsches werden soll, sondern einfach nur ein Rest, zu Schade zum Entsorgen und doch so auch nicht mehr brauchbar...

Diese Hosenbeine... wenn man die... und dann...
Zack, war die Schere am Werk und der Taschenzuschnitt da :), so schnell kann das gehen! Stoff für ein Innenfutter, einen Reißverschluss, etwas Spitze fürs I-Tüpfelchen zu finden, in diesem Haushalt und in den Kisten voll mit Sammelleidenschaft der letzten Jahrzehnte auch überhaupt kein Problem! Fazit: es lebt und arbeitet sich oft leichter, wenn man etwas nicht von langer Hand plant, sondern die Gunst der Stunde nutzt! (Das setzt allerdings leider voraus, dass man auf diesen Moment kreativen Schaffensdranges durch einen adäquaten Fundus jederzeit vorbereitet sein muss!)



Für alle, die der Werdegang interessiert, hier ein paar Bilder und eine ungefähre Anleitung - wie so oft bei diesen spontanen Stücken gibt es wenige Maße und Regeln, hier ist kreatives Denken und Improvisationstalent gefragt!


Zuallererst habe ich den Saum beider Hosenbeine abgeschnitten und mir dann mit einem Faden den ungefähren Zuschnitt-Verlauf markiert. Henkel und Beutel sollten in einem Stück geschnitten sein - um die Länge des späteren Henkels ungefähr abschätzen zu können, habe ich einfach das Maßband an die Schulternaht meines Pullis gehalten und bin so auf ca. 40cm gekommen, damit die Tasche nicht zu tief baumelt. Um einen möglichst großen Taschenbeutel zu erreichen (ich LIEBE Handtaschen, in denen man quasi wohnen kann), habe ich ungefähr in Kniekehlenhöhe mit dem Bogen angesetzt und von der Innennaht am Hosenbein hoch zur Seitennaht geschnitten. Mit dem so zugeschnittenen Bein habe ich den Schnitt dann spiegelverkehrt auf das andere Hosenbein übertragen. Als nächstes habe ich das Hosenbein (da Vorder- und Rückseite der Hose nicht gleich breit waren) ca. 1cm neben der gesteppten Innennaht aufgeschnitten.


Um die fehlende Weite des vorderen Hosenbeines auszugleichen, habe ich einen schmalen Streifen Jeans mit einem passenden Stück Spitze aus einer alten Tischdecke belegt und mit der Nahtzugabe zwischen beide Hosenbeine gesteppt, die andere Naht ebenfalls geschlossen: fertig war der Beutelrohling. Spontan habe ich die untere Kante dann etwas abgerundet, weil es mir besser gefiel.



Mit diesem Rohling als Schnittmuster habe ich dann einfachen Baumwollstoff für den Innenbeutel zugeschnitten. Da das Stoffstück nicht groß genug war, um den Innenbeutel aus einem Stück zu schneiden, habe ich mich entschlossen, den Reißverschluss nicht oben an der Öffnung, sondern ein Stück nach innen versetzt anzubringen. Das untere Futterstück reicht bis ca. 4 cm unter die Öffnung, ist gerade abgeschnitten und oberhalb ist ein zweites Stück mit angedeutetem Henkel angesetzt. Da der Reißverschluss aus dem Fundus nicht lang genug war, habe ich ihn seitlich zwischen zwei ca. 5 cm breite doppellagige Stoffstreifen gesteppt, die fehlende Länge am Anfang und am Ende durch je ein doppellagiges Dreieck ergänzt und diesen Streifen dann einfach beim Zusammenfügen der beiden Teile des Innenbeutels zwischen den Lagen mit eingesteppt. Als kleines Goodie habe ich mir ein Schlüsselfinderband mit Karabinerhaken und die eine Gesäßtasche der Jeans als Handytasche auf den Innenbeutel genäht.


Auf den Bildern ist die eine Hälfte des Innenbeutels noch "solo", beim Zusammennähen der zweiten Seite muss natürlich auch der Streifen mit dem Reißverschluss zwischen gelegt werden. Im nächsten Schritt habe ich den Außenbeutel unten zugesteppt und ihn dann mit der schönen Seite nach außen gewendet, beim Schließen der Seitennaht des Innenbeutels habe ich eine Lücke von 20 cm zum Wenden des Ganzen gelassen. 


Der Innenbeutel bleibt so, wie man ihn genäht hat (also auf Links), dann wird der Außenbeutel durch den geöffneten Reißverschluss in den Innenbeutel gesteckt, bis die spätere Taschenöffnung beider Beutelteile aufeinander liegt. Jetzt steckt man jeweils eine Lage aus Jeans-Außenbeutel und Baumwoll-Innenbeutel aufeinander und steppt die jeweilige Naht schmalkantig zusammen. Der Beutel lässt sich nun durch die Öffnung im Innenbeutel wenden, die nach dem Wendevorgang geschlossen werden kann. Im nächsten Schritt habe ich die Schulternaht des Henkels aus beiden Trägerteilen zusammen gefügt und danach die Nahtzugabe des Henkels nach innen gebügelt und den Henkel zugesteppt. Wichtig ist dabei, auf jeden Fall bis zu der Stelle zu steppen, an der das Innenfutter anfängt. Noch Fragen? :) Immer her damit! Und ich werde noch ein paar Fotos der fertigen Tasche machen - und hoffen, dass das selbsterklärend ist :)