augenblick & eigensinn

Freitag, 10. Mai 2013

Lichtblick Zukunft


Wieder einmal ist es die Zufallsmischung in der Post, die mich zu diesem Bild inspiriert hat: Kennt ihr die von innen bedruckten Umschläge, in denen Post verschickt wird, die man von außen nicht erkennen soll? Als ich den Umschlag in der Hand hielt und dieses seltsam verschlungene Druckmuster in seinem Inneren betrachtet habe, hatte ich das Gefühl, dass es in meinem Kopf gerade nicht besser aussieht - alles grau in grau und sehr wirr.
Wie soll meine Zukunft aussehen? So grau und wirr jedenfalls nicht!
Mein Blick fiel auf die Werbung eines großen schwedischen Möbelhauses und die bunten Vögel lachten mich an... So soll Zukunft aussehen: Licht und leicht und bunt!

Donnerstag, 9. Mai 2013

Ein Wochenende in Wolfsburg

Die nächsten Seiten meines neuen ArtJournals zu füllen, fiel mir gar nicht so schwer, hatten wir Frauen aus dem Kreativpädagogik-Kurs uns mal ganz privat und "inkognito" in Wolfsburg verabredet, um ein ganzes Wochenende mal so nach Herzenslust unter eigener Regie kreativ zu sein.
Es dauerte auch überhaupt nicht lange, da hatten wir den nüchternen Tagungsraum des Hotels in ein wildes Kreativchaos aus Farben und Schnipseln verwandelt und waren eifrig schnatternd bei der Arbeit, wie Frauen so sind (glaubt mir, über das Klischee haben wir auch ausreichend und ausführlich gelacht ;D).
Nein, ganz ernsthaft, mehrere von uns hatten Themen vorbereitet, um eigenes Fachwissen an die anderen weiterzugeben, es waren zwei sehr erfüllte, sehr bunte Tage (in denen ich sooo viel geschnipselt und geklebt habe...)

Mein Lieblingsbild soll hier einen Platz bekommen, beim Erschaffen von kreativen Wörtern war irgendwer auf das Wort "Farbseeligkeit" gekommen (natürlich weiß ich, dass Seligkeit nur mit einem "e" geschrieben wird),aber in dem Wortspiel schwingt das Wort Seele mit, Farben berühren meine Seele, vielleicht fand ich es deshalb so schön.


Wie man sieht, war ich da gerade in einer Phase, in der ich mir wenig zugetraut habe, selber zu malen und stattdessen Bildcollagen erstellt habe. Vielleicht sollte ich das Wortspiel demnächst noch mal aufgreifen, mal sehen, was dann, fast 2 Jahre später dabei herauskommt...

Mittwoch, 8. Mai 2013

Ein Werbeprospekt und ein Gedicht von Rilke

Man sollte meinen, dass ein Werbeprospekt und ein Gedicht von Rainer Maria Rilke nicht viel miteinander zu tun haben, ihre Gemeinsamkeit bestand darin, auf meinem Küchentisch zu landen, als ich über die erste Seite in meinem neuen, noch jungfräulichen ArtJournal nachdachte.
Das lag nämlich auch auf meinem Küchentisch und wartete. Wartete darauf, dass ich den einmal gefassten Entschluss auch in die Tat umsetzen würde.
Während des Essens blätterte ich dann, um mich abzulenken, die Post durch, die ich auf dem Weg von der Arbeit nach Hause aus meinem Briefkasten gefischt hatte. Dabei eben jener Werbeprospekt mit unerschwinglichen Schönheiten, die Seiten ansprechend grafisch gestaltet und mit wunderschönen Fotos versehen, traumschöne Stoffe - wären da nicht die Preise gewesen...
Also habe ich den Prospekt schnell zur Seite geschoben, warum soll ich mich quälen? und mich weiter meiner restlichen Post gewidmet, einer Einladung, die mit eben jenem Gedicht von Rilke überschrieben war. Ich mag Rilke, seine Zeilen berühren mich oft auf eine Weise, die ich nicht in eigene Worte zu fassen vermag. Es ist, als wenn sie die Saite eines Instrumentes in mir zum Schwingen bringen, sie füllen mich mit Musik und, nicht zuletzt, mit Bildern. Früher hätte mich das dazu gebracht, zu zeichnen. Ausgelaugt von der Arbeit, wie ich gerade am Tisch sitze, kann ich nicht zeichnen, auch wenn ich wollte. Mir fehlt das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.
Und vor mir liegt dieses schöne neue Buch und wartet...
Ich nehme wieder den Prospekt zur Hand und blättere wahllos darin, vor und zurück, während es in meinem Kopf zu arbeiten beginnt.
Und bevor ich es wirklich wahrgenommen habe, lösen meine Finger einzelne Motive aus den Seiten und schieben sie in dem neuen Buch zurecht - da war doch noch ein passendes Stück auf der anderen Seite? Wild blättere ich und reiße, bis ich glücklich vor einem Haufen von Schnipseln sitze und den Rest des Prospektes mitsamt der Preise in den Papierkorb entsorgen kann. Es sind zu viele Schnipsel für die eine Seite geworden, aber das macht nichts, schließlich wartet ja ein ganzes Buch auf mich!
Sorgsam wähle ich aus, schiebe hin und her, bis ich zufrieden bin und hole mir einen Klebestift aus der Schublade. Die Hürde ist übersprungen, ein Anfang ist gemacht.
Da fällt mein Blick auf die Zeilen von Rilke und, zeitgleich, auf den Rest Kaffees, den ich in meinem Schnipselwahn habe kalt werden lassen. Ob man damit schreiben kann?
Jetzt beginnt die experimentelle Phase, mit einem Zahnstocher (ich weiß nicht, wo ich meine Pinsel in den Umzugskisten habe), schreibe ich die Zeilen in die Bildzwischenräume. Kaffee hat eine komische Farbe, wenn er trocknet. Statt des erwarteten warmen Brauntons überrascht mich etwas Blasses, Gelbstichiges. Nicht besonders schön. Mein erster Misserfolg gleich auf der ersten Seite?
Mittlerweile ist es spät geworden, aber ich habe angebissen. Also beginne ich, in meinen Kisten nach Farben und Stiften zu suchen, finde Fineliner, Gel- und Aquarellstifte und einen alten abgelegten Wasserfarbkasten meiner Kinder. Das muss reichen. Ich grundiere und lasiere und puste mich schwindelig, weil das Ganze nicht schnell genug trocknen will. Schreibe die Gedichtzeilen noch einmal mit braunem Fineliner, diesmal quer über beide Seiten, dann noch mal mit weißem Gelstift, einfach versetzt noch einmal darüber. So ist es besser. Jetzt kann ich schlafen gehen.

Dienstag, 7. Mai 2013

Wie alles begann...

Während meiner Ausbildung zur Kreativpädagogin brachte Doris, eine Kursteilnehmerin, eine Idee mit, die mich sofort faszinierte: ein ArtJournal.
Es handelte sich um eine Art künstlerisches Tagebuch, dazu gedacht, kreativ zu sein und zu experimentieren, beides Aufforderungen, denen ich sehr gerne nachkomme.
Nicht, dass das nicht auch weiterhin auf losen Zetteln und Blättern funktionieren würde... Der Vorteil eines gebundenen Buches aber ist, dass man, wie in einem Tagebuch, alles beisammen hat und immer wieder darin blättern kann. Außerdem dokumentiert es sehr schön den eigenen künstlerischen Werdegang und die persönliche Entwicklung.
Nicht, dass ich nicht immer schon gerne "gekünstlert" hätte, aber Vieles ist im Laufe der Jahre verschollen. Nicht nur die losen Zettelsammlungen, sondern auch so manche Idee und Fähigkeit, die, ungenutzt, in eine Art Dämmerschlaf gefallen ist.
Natürlich male ich auch gerne auf Leinwand, aber den Platz und die finanziellen Mittel, um darauf ungestört zu experimentieren, muss man erst einmal haben. So ein Buch dagegen trage ich auch schon mal gerne mit mir herum.
Da traf es sich doch sehr gut, dass meine liebe Schwägerin Elke mir zu Weihnachten 2011 dieses Büchlein in den Postkasten geworfen hatte, nochmals ein ganz herzliches Dankeschön!


Es ist ein kleines Büchlein, gerade mal 15x15 cm groß, also gerade richtig, um es überall hin mitzunehmen. :)
Mittlerweile sieht man es ihm auch an, dass ich es oft in meinen Taschen mit mir herum geschleppt habe, es hat mit der Zeit ein wenig gelitten und den ein oder anderen Farbklecks abbekommen, obwohl ich mir wirklich Mühe gegeben habe, das zu verhindern. 
Dass dieses Geschenk mit Schönem gefüllt werden musste, versteht sich von selbst. Und damit stand ich auch schon vor dem ersten Problem: 

Was, wenn mal ein Bild nicht so schön wird, ein Experiment misslingt? Das soll ja durchaus vorkommen. 

Mit diesen Befürchtungen im Gepäck ist leider nicht entspannt kreativ sein. Natürlich kann man sich selber austricksen und einfach mitten im Buch beginnen... oder... oder... da gibt es schon die eine oder andere Möglichkeit.
Ich für meinen Teil bin sehr froh, dass ich diese Angst gleich zu Beginn über Bord geworfen habe und mir ein Beispiel an meiner großen Tochter genommen habe, die schon immer ein Faible für schöne Bücher hatte - und zum Glück nie Hemmungen, etwas hinein zu malen oder zu schreiben. (Nicht so wie ich, die von Klein auf an immer dazu angehalten wurde, solche Kostbarkeiten "für Gut" aufzuheben - um sie dann nie zu benutzen, sondern jahrelang bis zu ihrem Verfall in Kistchen und Kästchen mit mir durchs Leben zu schleppen, ohne Sinn und Nutzen. Danke, große Tochter, für Dein gutes Beispiel und Danke liebe Schwägerin für Deinen Grundstein zu einer großen Leidenschaft!

Da ich im Moment durch meinen Umzug gerade nicht zum Malen und Zeichnen komme, habe ich beschlossen, einfach in den nächsten Tagen einmal einige Seiten aus eben diesem ersten ArtJournal hier vorzustellen. Für heute habe ich genug geschrieben, morgen geht es weiter, versprochen!


Samstag, 4. Mai 2013

Not macht erfinderisch

Wenn ich so darüber nachdenke, wann ich immer am kreativsten werde, dann gibt es eigentlich zwei Anlässe, die dabei ganz besonders hervorstechen: entweder langweile ich mich, oder aber ich hätte gerne etwas, was aus diversen Gründen gerade so nicht zu haben ist, sei es schlicht unerschwinglich oder aber käuflich gerade nicht zu erwerben, da es so etwas wie Feiertage oder Ladenschluss gibt.

Für meinen geschichtsträchtigen Quilt habe ich schon eine Menge Flicken geschnitten, immer so, wie mir die Stoffreste unter die Finger kamen. Irgendwann kristallisierte sich dann heraus, dass ich irgendwie (warum weiß ich auch nicht ;P) in der Vergangenheit eine Vorliebe für Stoffe gehabt haben muss, die unerklärlicher Weise alle "ganz zufällig"  in die Sparte "Blautöne" einzuordnen sind. Nachdem mir diese Häufung nun einmal bewusst geworden war (mir fehlten nur noch vier Stoffe!), habe ich natürlich nicht mehr willkürlich nach Resten gesucht, sondern mich auch hierbei auf die Farbe Blau beschränkt, selbstverständlich aber mit dem Anspruch, dass bitte auch Geschichte dabei sein sollte... Und somit hatte ich ein Problem. Alle Stoffe, die ich noch finden konnte, waren..... einfarbig.

Nun, man sollte meinen, so ein Quilt verträgt auch den ein oder anderen einfarbigen Stoff. Nur leider liegen diese Stoffe von der Anordnung her dicht beieinander. Keine zufriedenstellende Vorstellung.
Stoffe zu kaufen, kam ja auch nicht in Frage - sollte doch der Anspruch gewahrt bleiben, zu jedem der Stoffe eine Geschichte zu wissen. Was tun?

Not macht erfinderisch. :)

Ich habe erst mal einen Stoff geopfert, Patchworkflicken aufgemalt und dann todesmutig ein Experiment gewagt: angeblich kann man Stoff ja bedrucken.
Im Fundus fand sich nach einigem Suchen über 20 Jahre alte Stofffarbe, die noch nicht ganz eingetrocknet war, ich versuchte mein Glück mit Moosgummistempeln - und war enttäuscht. Also habe ich es einfach mit einer Schablone und einem Stupfpinsel versucht und - voilá: hier ist das Ergebnis....


Ich war so begeistert von dem Erfolg, dass ich mich am nächsten Tag gleich noch an einem zweiten Versuch gewagt habe. Da ich mir jedoch an der Metallmanschette des Pinsels den Finger aufgerissen hatte, habe ich dann bei meinem zweiten Versuch einen Schaumstoffapplikator benutzt. Problem dabei war, dass er deutlich mehr Farbe aufnahm und der Farbauftrag poriger wirkte.


Nachdem ich nun schon zwei Stoffe mit der Schablone bearbeitet hatte, was ziemlich viel Zeit in Anspruch nimmt, bin ich dann doch noch mal auf die Moosgummistempel zurückgekommen und habe einfach die Konsistenz der Farbe etwas geändert. Auch habe ich die Farbe nicht mit dem Pinsel, sondern auch mit dem Schaumstoffapplikator aufgetragen, was deutlich besser funktionierte. Hier also mein erster Stempelstoff:


Ermutigt von dem Ergebnis habe ich mich dann gleich an den vierten Stoff gewagt, wieder mit einem Moosgummistempel, weil die Stempelei eindeutig schneller vonstatten ging als die Arbeit mit der Schablone.
Damit die Musterverteilung auf dem Stoff ganz natürlich wirkt, habe ich teilweise über den Stoffrand hinaus gestempelt. (Zum Glück lässt sich selbst angetrocknete Stoff- oder Acrylfarbe mit Hilfe von Glasreiniger rückstandslos  von der Kunststofftischdecke, die ich zum Schutz auf dem Tisch liegen habe, entfernen.)


Nach dem Trocknen habe ich die Farbe eingebügelt und die Flicken zurecht geschnitten, ich finde, sie können sich sehen lassen. Jetzt habe ich 300 Flicken zusammen, die Arbeit an der Decke kann beginnen. Aber das wird wohl ein neues Kapitel, jetzt muss ich erst mal aufräumen, damit ich genug Platz habe, um die Stoffe einmal auszulegen und zu sortieren. Mal sehen, wann ich dazu komme...