augenblick & eigensinn

Mittwoch, 23. November 2016

Ein Wintervogel

Als Symbol für Freiheit und Unabhängigkeit gehört für mich ein Vogel ins Geäst des Baumes. Also habe ich einen Wintervogel mit wenigen Linien auf Stoff skizziert und begonnen, sein Federkleid zu sticken.
Nach den ersten Versuchen mit Stickgarn, die mir aber alle zu grob und nicht glänzend genug erschienen, sticke ich nun mit Nähseide... Also ich sticke schon seit einer ganzen Weile - aber seht selbst...

Gesticktes Gefieder

Fadengewirr auf der Rückseite
Derzeitiger Stand der Dinge
Tatsächlich wird dieser Vogel ein weitgereister Vogel sein, da er mich seit Wochen begleitet, damit ich überall, wo sich ein winziges Zeitloch auftut, jederzeit zur Nadel greifen kann. (Und im Gegensatz zu manchem Projekt, was ich in meinem Leben mit mir herumgetragen habe, ist dieser Vogel recht handlich...)

Dienstag, 22. November 2016

"Nähst Du ein Kleid?

Ich dachte, Du arbeitest an einem Bild..."

Nun, zugegebenermaßen ist dieses Bild nicht wie andere Bilder. Aber das erwähnte ich wohl schon...

Ich habe lange darüber nachgedacht, welches Kleidungsstück denn angemessen wäre, habe ausprobiert und angehalten, gesteckt und wieder verworfen. Es sollte ein Kleid werden, soviel war mir schon im ersten Entwurf klar. Für ein Winterbild wäre wahrscheinlich etwas Wärmendes die erste Idee gewesen, allerdings fühlte sich das für dieses Bild falsch an.
Zerbrechlichkeit und Schutzlosigkeit wollte ich mit einem fast königlich anmutenden Gewand kombinieren. Also ist meine Wahl auf einen leicht transparenten Chiffon gefallen.

Und ich habe wirklich begonnen, ein Kleid zu nähen.

Anfertigen von Kragenblende, Gürtel und Manschetten

Zuerst habe ich Stoff für Gürtel, Kragenblende und Manschetten (ähnlich wie beim Hintergrund) mit Ornamenten aus Acrylfarbe versehen und ihn nachträglich mit Tinte gefärbt.

Stich für Stich - meditatives Nähen mit der Hand
Korpus und Ärmel sind natürlich nicht vollständig um die Figur genäht, aber wer Kleider nähen kann, der kann auch halbe Kleider nähen, die nur aus einer Vorder- oder Rückseite bestehen.

Die einzeln gefertigten Hände habe ich dann mit dem Korpus verbunden, so dass ich mit der Plastizität des fallenden Stoffes im Kontrast zu den gezeichneten Teilen von Händen und Gesicht spielen konnte.

Stich für Stich habe ich Perlen aufgestickt, während meine Gedanken bei den vielen Theaterkostümen und Mittelaltergewändern waren, die ich wirklich (und nicht nur halb) genäht habe, manches Mal an der Maschine, aber oft auch mit der Hand. Schade, dass ich mir nicht öfter mal für so etwas Zeit nehme...
Mein erstes selbstgenähtes Kleid habe ich mit 12 Jahren zusammen mit meiner besten Freundin mit der Hand genäht (allerdings aus der Not heraus, gerade keine Nähmaschine zur Hand zu haben.) Lang ist's her...

Montag, 21. November 2016

Monotypie im Hintergrund

Während sich die meditative Näherei mit der Hand mehr und mehr in die Abendstunden auf dem Sofa vor dem warmen Ofen verlagert und sich naturgemäß nur sehr langsam weiter entwickelt, nutze ich die Nachmittagsstunden im Atelier, um den Hintergrund weiter zu gestalten.
In meinem Entwurf habe ich einen Baum im Hintergrund skizziert, als Symbol für die äußere Winterwelt. Diesen Baum will ich unperfekt, zufällig, rau und eigenwillig. Also habe ich eine Technik gewählt, bei der ich mich auf das Ergebnis einlassen muss, da es sich nur in einem gewissen Maß bewusst steuern lässt.
Für eine Monotypie würde ich im Normalfall Farbe auf eine Platte auftragen, mein Papier auflegen und auf seiner Rückseite zeichnen, malen, reiben, um an bestimmten Stellen durch verstärkten Druck eine Farbaufnahme zu provozieren.


 Nur ist leider mein Hintergrund so groß, dass ich ihn weder alleine händeln kann, noch  passt er auf meinen Arbeitstisch.



Also mische ich die Farben nur sehr kurz und grob und trage sie in der ungefähr geplanten Kontur auf Folie auf. Die Folie wiederum lege ich vorsichtig mit der Farbseite nach unten auf den Stoff und beginne, durch Skizzieren und Reiben auf der Rückseite die Farbe auf den Stoff zu übertragen.


So entstehen neben dem geplanten Baum im Hintergrund des Bildes weitere Details für den Vordergrund...


Samstag, 19. November 2016

Die Chrysanthemenschale

Eigentlich sollte eine Chrysanthemenblüte in meinen geöffneten Händen das Herzstück- und somit auch Namensgeber des Bildes werden. Ursprünglich als Stickarbeit aus gefärbtem Seidenband geplant, konnte ich jedoch kein passendes Seidenband käuflich erstehen - alles, was es zu kaufen gab, entsprach leider nicht meiner Vorstellung.


Also habe ich Chiffonband mit Tinte eingefärbt, um daraus die geplante Blüte sticken zu können. Durch die Transparenz des Bandes fehlte mir nur leider der Kontrast zu den hellen Handflächen. Außerdem verhält sich das Chiffonband beim Sticken ganz anders als Seide, es ist viel sperriger. Kurzerhand habe ich also beschlossen, für die Chrysantheme eine Schale zu sticken. Aus blauem Leinen zugeschnitten, habe ich sie mit Mustern angelehnt an das Blattwerk der Chrysantheme bestickt.


Warum Chrysanthemen? Nun, dafür gibt es vielerlei Gründe...
Die Chrysantheme ist mit die letzte noch blühenden Blumen im Garten, in Japan ist sie Symbol des Kaisers und steht für Unsterblichkeit und Vollkommenheit, in China Symbol für Besinnung, Mut, Bescheidenheit und für ewige Liebe. Neben ihrer symbolischen Bedeutung wird sie in der traditionellen chinesischen Medizin als Heilpflanze eingesetzt.


Vielleicht sollte es so sein, dass ich das passende Material nicht finden konnte - jetzt liegt die Blüte nicht nur in den Händen, sondern als kostbares Versprechen eines vergangenen Sommers an ein neues Aufblühen nach dem Winter in einer Schale... (als einem Symbol für Weiblichkeit?)




Freitag, 18. November 2016

Es nimmt Gestalt an

Mein Bild nimmt Gestalt an - im wahrsten Sinne des Wortes!



Der Stoff ist zugeschnitten, die Kanten umgebügelt und ich beginne mit der Zusammenstellung der Kleidung.



Wie gut, dass es gerade ein freies Bett im Haus gibt, wo ich ungestört den Stoff drapieren und erst einmal mit Stecknadeln fixieren kann... Ab jetzt wird genäht - und zwar ganz meditativ mit der Hand :)!