augenblick & eigensinn: Not macht erfinderisch

Samstag, 4. Mai 2013

Not macht erfinderisch

Wenn ich so darüber nachdenke, wann ich immer am kreativsten werde, dann gibt es eigentlich zwei Anlässe, die dabei ganz besonders hervorstechen: entweder langweile ich mich, oder aber ich hätte gerne etwas, was aus diversen Gründen gerade so nicht zu haben ist, sei es schlicht unerschwinglich oder aber käuflich gerade nicht zu erwerben, da es so etwas wie Feiertage oder Ladenschluss gibt.

Für meinen geschichtsträchtigen Quilt habe ich schon eine Menge Flicken geschnitten, immer so, wie mir die Stoffreste unter die Finger kamen. Irgendwann kristallisierte sich dann heraus, dass ich irgendwie (warum weiß ich auch nicht ;P) in der Vergangenheit eine Vorliebe für Stoffe gehabt haben muss, die unerklärlicher Weise alle "ganz zufällig"  in die Sparte "Blautöne" einzuordnen sind. Nachdem mir diese Häufung nun einmal bewusst geworden war (mir fehlten nur noch vier Stoffe!), habe ich natürlich nicht mehr willkürlich nach Resten gesucht, sondern mich auch hierbei auf die Farbe Blau beschränkt, selbstverständlich aber mit dem Anspruch, dass bitte auch Geschichte dabei sein sollte... Und somit hatte ich ein Problem. Alle Stoffe, die ich noch finden konnte, waren..... einfarbig.

Nun, man sollte meinen, so ein Quilt verträgt auch den ein oder anderen einfarbigen Stoff. Nur leider liegen diese Stoffe von der Anordnung her dicht beieinander. Keine zufriedenstellende Vorstellung.
Stoffe zu kaufen, kam ja auch nicht in Frage - sollte doch der Anspruch gewahrt bleiben, zu jedem der Stoffe eine Geschichte zu wissen. Was tun?

Not macht erfinderisch. :)

Ich habe erst mal einen Stoff geopfert, Patchworkflicken aufgemalt und dann todesmutig ein Experiment gewagt: angeblich kann man Stoff ja bedrucken.
Im Fundus fand sich nach einigem Suchen über 20 Jahre alte Stofffarbe, die noch nicht ganz eingetrocknet war, ich versuchte mein Glück mit Moosgummistempeln - und war enttäuscht. Also habe ich es einfach mit einer Schablone und einem Stupfpinsel versucht und - voilá: hier ist das Ergebnis....


Ich war so begeistert von dem Erfolg, dass ich mich am nächsten Tag gleich noch an einem zweiten Versuch gewagt habe. Da ich mir jedoch an der Metallmanschette des Pinsels den Finger aufgerissen hatte, habe ich dann bei meinem zweiten Versuch einen Schaumstoffapplikator benutzt. Problem dabei war, dass er deutlich mehr Farbe aufnahm und der Farbauftrag poriger wirkte.


Nachdem ich nun schon zwei Stoffe mit der Schablone bearbeitet hatte, was ziemlich viel Zeit in Anspruch nimmt, bin ich dann doch noch mal auf die Moosgummistempel zurückgekommen und habe einfach die Konsistenz der Farbe etwas geändert. Auch habe ich die Farbe nicht mit dem Pinsel, sondern auch mit dem Schaumstoffapplikator aufgetragen, was deutlich besser funktionierte. Hier also mein erster Stempelstoff:


Ermutigt von dem Ergebnis habe ich mich dann gleich an den vierten Stoff gewagt, wieder mit einem Moosgummistempel, weil die Stempelei eindeutig schneller vonstatten ging als die Arbeit mit der Schablone.
Damit die Musterverteilung auf dem Stoff ganz natürlich wirkt, habe ich teilweise über den Stoffrand hinaus gestempelt. (Zum Glück lässt sich selbst angetrocknete Stoff- oder Acrylfarbe mit Hilfe von Glasreiniger rückstandslos  von der Kunststofftischdecke, die ich zum Schutz auf dem Tisch liegen habe, entfernen.)


Nach dem Trocknen habe ich die Farbe eingebügelt und die Flicken zurecht geschnitten, ich finde, sie können sich sehen lassen. Jetzt habe ich 300 Flicken zusammen, die Arbeit an der Decke kann beginnen. Aber das wird wohl ein neues Kapitel, jetzt muss ich erst mal aufräumen, damit ich genug Platz habe, um die Stoffe einmal auszulegen und zu sortieren. Mal sehen, wann ich dazu komme...



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