augenblick & eigensinn: November 2016

Sonntag, 27. November 2016

Zum sonnigen 1. Advent...

... gibt es hier heute mal keinen Bericht über mein Bild (die Berichterstattung hat nämlich leider den aktuellen Fortschritt eingeholt, obwohl ich mir fast 2 Monate Vorlauf gegönnt habe, bevor ich mit den Blog-Artikeln darüber begonnen habe. Gut Ding will Weile haben...) sondern einen kleinen Ausblick auf die erste weihnachtliche Deko in diesem Jahr. Wie man an den Zweigen sehen kann, lachte die Sonne ins Zimmer - und vereitelte so einige Fotoversuche...


Ich wünsche Euch allen so einen herrlich sonnigen Tag, wie er uns im Norden heute geschenkt ist, gemütliche Stunden und einen Moment der Ruhe und Besinnung!

Samstag, 26. November 2016

Ein alter Zopf...

Es heißt ja manchmal, man müsse sich von alten Zöpfen trennen. Wieso eigentlich?
Warum kann Hinwendung zu Neuem nicht auch möglich sein, ohne Altes "über Bord" werfen zu müssen? Ist Altes immer schlecht - und Neues immer gut?

Mein Leben lang habe ich mich dagegen gewehrt, von einem Trend, einer Mode, einem "das-macht-man-jetzt-so" vereinnahmt zu werden - in der Pubertät ganz offensiv, im Laufe der Jahre kräftesparender, in dem ich einfach das gemacht habe, was ich gut und richtig fand.

Ganz frei nach dem Lied von Pippi Langstrumpf "... ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt!" habe ich versucht, "meine" Welt zu gestalten. Die Bücher habe ich verschlungen und als Kind schon fand ich die Freiheit, die in der von Astrid Lindgren geschaffenen Welt möglich war, beinahe unwiderstehlich. Wie gerne hätte ich in (oder zumindest neben) der Villa Kunterbunt gewohnt! Je länger ich darüber nachdenke, muss ich zugeben, dass ich so zu leben immer noch sehr charmant fände...

Die Freiheit, keinem Zwang, keinem "das-macht-man-aber-so" zu folgen, findet sich nicht zuletzt auch in meinem künstlerischen Schaffen, in dem ich mit meinem Faible für altes Handwerk kombiniert mit neuen Materialien, neuen Ausdrucksformen, meine ganz eigene Welt geschaffen habe.

Aber wie komme ich jetzt darauf? Nun, bis auf wenige (sehr kurze Episoden) in meinem Leben bin ich immer eine "Zopfträgerin" gewesen, neugierig auf Neues, aber auch verbunden mit der Vergangenheit.

Der Zopf muss also mit aufs Bild... aber wie? In meinem ersten gedanklichen Entwurf war klar, dass ich ihn würde plastische arbeiten wollen, als echtes Geflecht aus einzelnen Strähnen. Leider habe ich nicht die gewünschten Perlen in ausreichender Menge bekommen können und habe dann nach Alternativen gesucht. Fazit: In den freien Minuten, die ich nicht damit verbracht habe, an meinem Wintervogel weiter zu sticken, habe ich lange Schnüre aus dünnem Garn gehäkelt und Stück für Stück auf das Bild genäht... Mein alter Zopf:

bekennende Zopfträgerin :)

Mittwoch, 23. November 2016

Ein Wintervogel

Als Symbol für Freiheit und Unabhängigkeit gehört für mich ein Vogel ins Geäst des Baumes. Also habe ich einen Wintervogel mit wenigen Linien auf Stoff skizziert und begonnen, sein Federkleid zu sticken.
Nach den ersten Versuchen mit Stickgarn, die mir aber alle zu grob und nicht glänzend genug erschienen, sticke ich nun mit Nähseide... Also ich sticke schon seit einer ganzen Weile - aber seht selbst...

Gesticktes Gefieder

Fadengewirr auf der Rückseite
Derzeitiger Stand der Dinge
Tatsächlich wird dieser Vogel ein weitgereister Vogel sein, da er mich seit Wochen begleitet, damit ich überall, wo sich ein winziges Zeitloch auftut, jederzeit zur Nadel greifen kann. (Und im Gegensatz zu manchem Projekt, was ich in meinem Leben mit mir herumgetragen habe, ist dieser Vogel recht handlich...)

Dienstag, 22. November 2016

"Nähst Du ein Kleid?

Ich dachte, Du arbeitest an einem Bild..."

Nun, zugegebenermaßen ist dieses Bild nicht wie andere Bilder. Aber das erwähnte ich wohl schon...

Ich habe lange darüber nachgedacht, welches Kleidungsstück denn angemessen wäre, habe ausprobiert und angehalten, gesteckt und wieder verworfen. Es sollte ein Kleid werden, soviel war mir schon im ersten Entwurf klar. Für ein Winterbild wäre wahrscheinlich etwas Wärmendes die erste Idee gewesen, allerdings fühlte sich das für dieses Bild falsch an.
Zerbrechlichkeit und Schutzlosigkeit wollte ich mit einem fast königlich anmutenden Gewand kombinieren. Also ist meine Wahl auf einen leicht transparenten Chiffon gefallen.

Und ich habe wirklich begonnen, ein Kleid zu nähen.

Anfertigen von Kragenblende, Gürtel und Manschetten

Zuerst habe ich Stoff für Gürtel, Kragenblende und Manschetten (ähnlich wie beim Hintergrund) mit Ornamenten aus Acrylfarbe versehen und ihn nachträglich mit Tinte gefärbt.

Stich für Stich - meditatives Nähen mit der Hand
Korpus und Ärmel sind natürlich nicht vollständig um die Figur genäht, aber wer Kleider nähen kann, der kann auch halbe Kleider nähen, die nur aus einer Vorder- oder Rückseite bestehen.

Die einzeln gefertigten Hände habe ich dann mit dem Korpus verbunden, so dass ich mit der Plastizität des fallenden Stoffes im Kontrast zu den gezeichneten Teilen von Händen und Gesicht spielen konnte.

Stich für Stich habe ich Perlen aufgestickt, während meine Gedanken bei den vielen Theaterkostümen und Mittelaltergewändern waren, die ich wirklich (und nicht nur halb) genäht habe, manches Mal an der Maschine, aber oft auch mit der Hand. Schade, dass ich mir nicht öfter mal für so etwas Zeit nehme...
Mein erstes selbstgenähtes Kleid habe ich mit 12 Jahren zusammen mit meiner besten Freundin mit der Hand genäht (allerdings aus der Not heraus, gerade keine Nähmaschine zur Hand zu haben.) Lang ist's her...

Montag, 21. November 2016

Monotypie im Hintergrund

Während sich die meditative Näherei mit der Hand mehr und mehr in die Abendstunden auf dem Sofa vor dem warmen Ofen verlagert und sich naturgemäß nur sehr langsam weiter entwickelt, nutze ich die Nachmittagsstunden im Atelier, um den Hintergrund weiter zu gestalten.
In meinem Entwurf habe ich einen Baum im Hintergrund skizziert, als Symbol für die äußere Winterwelt. Diesen Baum will ich unperfekt, zufällig, rau und eigenwillig. Also habe ich eine Technik gewählt, bei der ich mich auf das Ergebnis einlassen muss, da es sich nur in einem gewissen Maß bewusst steuern lässt.
Für eine Monotypie würde ich im Normalfall Farbe auf eine Platte auftragen, mein Papier auflegen und auf seiner Rückseite zeichnen, malen, reiben, um an bestimmten Stellen durch verstärkten Druck eine Farbaufnahme zu provozieren.


 Nur ist leider mein Hintergrund so groß, dass ich ihn weder alleine händeln kann, noch  passt er auf meinen Arbeitstisch.



Also mische ich die Farben nur sehr kurz und grob und trage sie in der ungefähr geplanten Kontur auf Folie auf. Die Folie wiederum lege ich vorsichtig mit der Farbseite nach unten auf den Stoff und beginne, durch Skizzieren und Reiben auf der Rückseite die Farbe auf den Stoff zu übertragen.


So entstehen neben dem geplanten Baum im Hintergrund des Bildes weitere Details für den Vordergrund...


Samstag, 19. November 2016

Die Chrysanthemenschale

Eigentlich sollte eine Chrysanthemenblüte in meinen geöffneten Händen das Herzstück- und somit auch Namensgeber des Bildes werden. Ursprünglich als Stickarbeit aus gefärbtem Seidenband geplant, konnte ich jedoch kein passendes Seidenband käuflich erstehen - alles, was es zu kaufen gab, entsprach leider nicht meiner Vorstellung.


Also habe ich Chiffonband mit Tinte eingefärbt, um daraus die geplante Blüte sticken zu können. Durch die Transparenz des Bandes fehlte mir nur leider der Kontrast zu den hellen Handflächen. Außerdem verhält sich das Chiffonband beim Sticken ganz anders als Seide, es ist viel sperriger. Kurzerhand habe ich also beschlossen, für die Chrysantheme eine Schale zu sticken. Aus blauem Leinen zugeschnitten, habe ich sie mit Mustern angelehnt an das Blattwerk der Chrysantheme bestickt.


Warum Chrysanthemen? Nun, dafür gibt es vielerlei Gründe...
Die Chrysantheme ist mit die letzte noch blühenden Blumen im Garten, in Japan ist sie Symbol des Kaisers und steht für Unsterblichkeit und Vollkommenheit, in China Symbol für Besinnung, Mut, Bescheidenheit und für ewige Liebe. Neben ihrer symbolischen Bedeutung wird sie in der traditionellen chinesischen Medizin als Heilpflanze eingesetzt.


Vielleicht sollte es so sein, dass ich das passende Material nicht finden konnte - jetzt liegt die Blüte nicht nur in den Händen, sondern als kostbares Versprechen eines vergangenen Sommers an ein neues Aufblühen nach dem Winter in einer Schale... (als einem Symbol für Weiblichkeit?)




Freitag, 18. November 2016

Es nimmt Gestalt an

Mein Bild nimmt Gestalt an - im wahrsten Sinne des Wortes!



Der Stoff ist zugeschnitten, die Kanten umgebügelt und ich beginne mit der Zusammenstellung der Kleidung.



Wie gut, dass es gerade ein freies Bett im Haus gibt, wo ich ungestört den Stoff drapieren und erst einmal mit Stecknadeln fixieren kann... Ab jetzt wird genäht - und zwar ganz meditativ mit der Hand :)!



Donnerstag, 17. November 2016

Färben des Hintergrundes

Hatte ich schon mal erwähnt, dass ich mich für Farben und Farbeffekte begeistern kann, egal, wo sie mir auch begegnen mögen? Vielleicht wären die Fotos, die daraus entstehen, auch mal einen Post wert...



Anfang Oktober war das Wetter noch so schön, dass ich mich an das Einfärben des Hintergrundes gemacht habe. Ausgebreitet auf der Wiese konnte ich nach Herzenslust mit Wasser und Tinte experimentieren, aber seht selbst:


Nach dem Färben des Stoffes mit stark verdünnter Acryltinte treten die Motive, die ich ganz zu Beginn als Hintergrundtextur aufgetragen habe, ganz anders in den Vordergrund. Der Plan geht auf...


Um kleinere Passagen für den Vordergrund zu gestalten, experimentiere ich mit Farbauftrag auf nassem/ trockenem Stoff, mit Salz und unverdünnter Tinte.


Und, zu guter Letzt, das Ergebnis des Walzendruckes, jetzt mit gefärbtem Hintergrund...


Mittwoch, 16. November 2016

Zeichnung auf Stoff

Während ich auf gutes Wetter warte, um den Hintergrund weiter einfärben zu können, beginne ich mit dem Entwurf für - ja, was ist es eigentlich? Es ist in gewisser Weise eine Selbstdarstellung, und doch scheue ich mich, von einem Selbstportrait zu sprechen. Viel eher ist es eine Darstellung meines geträumten Ichs.
Als Kind und als Jugendliche habe ich Bücher verschlungen, bin in die Geschichten eingetaucht und eins mit ihnen geworden, auf langweiligen Busfahrten aus dem Fenster schauend habe ich nichts von dem gesehen, was draußen vorbeizog, sondern bin in meinen Gedanken durch Elbenwälder geritten und habe mittelalterliche Burgen bewohnt... Und genau diese Bilder sind es, die durch den Titel "Winterstille", durch dieses kleine Wort wieder lebendig geworden sind.
Diese Traumzeiten sind ein bildgewaltiger und farbenreicher Schatz in mir, den ich lange vergessen glaubte. Es braucht nur ein kleines Wort wie ein Zauberschlüssel und alle diese Schätze sind wieder zum Greifen nah.

Also zeichne ich... mich und doch auch nicht mich, wie man mich "von außen" kennt. Erst ganz zart mit Bleistift, und dann, mutiger geworden, mit schnellen schwarzen Filzstiftstrichen. Und dann mit Filzstift und wasservermalbaren Kreiden auf Stoff.
Diese erweisen sich als sehr eigenwillig, einmal mit Wasser vermalt, entwickeln sie ihren eigenen Entdeckerdrang und breiten sich, anders als in der vorher hergestellten Probe, sehr dynamisch aus. Vielleicht habe ich mit der Probe auch einfach nicht genug Geduld gehabt?

Um plastisch arbeiten zu können, muss ich die Hände noch einmal separat skizzieren und später mit dem restlichen Körper zusammen setzen. Aber dazu später...

Montag, 14. November 2016

Das Abenteuer beginnt

Es ist soweit: das Material liegt größtenteils bereit, ich habe meinen Ateliertisch frei geräumt und das Wagnis kann beginnen. Gebunden an einen Papierentwurf fällt es mir nun doch schwer, anzufangen. Aber die Ausstellung rückt unerbittlich näher. Noch ist es draußen so warm, dass ich nicht wirklich in Winterstimmung komme, aber den Hintergrund - den kann ich ja schon einmal vorbereiten...


Wenn ich mich auch ganz klar für die Farben eines Wintertages draußen entschieden habe, so soll das Bild doch außen und innen, draußen und drinnen verbinden. Also fange ich an, den Hintergrund im Stoffdruck zu gestalten, der mich an Tapetenmuster auf alten Wänden erinnert.


Eine Ecke des Bildes soll einen winterlichen Baum zeigen, dort gestalte ich den Hintergrund mit einer alten Gummi-Walze, deren zartes Blattmotiv ich hier als Textur verwenden will. Mit einer Decke unter dem Stoff hoffe ich, den Farbauftrag so zu beeinflussen, dass er ganz zart, wie gefroren und zerbrechlich auf dem Stoff erscheint. Vielfarbig und verblichen, rauh und ungleichmäßig, wie nach langer Nutzung.


Wieder mische ich Braun und Blau, diesmal auf meiner Gelatine-Platte, nehme die Farbe mit der Walze auf  und freue mich, dass das Ergebnis tatsächlich so wird, wie ich es mir vorgestellt habe - etwas Wagnis ist ja immer dabei...


Sonntag, 13. November 2016

Erste Entwürfe / Winterstille


Irgendwann im Sommer muss es gewesen sein, dass ich zugesagt habe, an einer Ausstellung des KünstlerinnenForums aus dem BELLA DONNA HAUS in Bad Oldesloe teilzunehmen.


"Winterstille" 

ist das Thema, welches trotz flimmernder Hitze draußen sofort erste Bilder in meinem Kopf produziert hat.
"Winterstille" ist für mich (neben der üblichen Vorstellung verschneiter, glitzernder Zauberlandschaft) ein Begriff, den ich in erster Linie mit ganz viel Handwerk verbinde. Es ist die Zeit des Jahres, in der sich die Stunden, die man draußen verbringt, zugunsten der Stunden reduzieren, die man vor dem Ofen mit all den wunderschönen Dingen verbringen kann, die ich eben auch für mein Leben gerne tue: Sticken, Nähen, Stricken, Häkeln - Frauen-Handwerk eben. Allerdings gibt es bei mir selten Vorgefertigtes (nacharbeiten finde ich furchtbar langweilig), sondern meistens entsteht etwas aus der Faszination für ein bestimmtes Material, ein hübsches Stöffchen, zarte Fäden, buntes Glas in Perlen, mich begeistert die Kunst aus vielem Kleinem ein großes Ganzes zu fügen. Farbiges Garn, dass sich so wunderbar ergänzt, verleitet mich dazu, einfach darauf los zu arbeiten. Sticken ist wie malen - nur dauert der Prozess (zumindest bei mir) so viel länger, dass es dann eben doch nicht wie malen ist...
In meinem Kopf sammelten sich also Ideen für ein handwerkliches Bild. Die ersten Entwürfe zur Farbigkeit, zum Motiv habe ich dann zum Treffen der Künstlerinnen schnell in mein ArtJournal skizziert - etwas, was ich normalerweise nicht tue.



Ich zeichne keine Entwürfe - zumindest tue ich das nicht auf Papier und für alle Welt nachvollziehbar. Eigentlich entstehen meine Entwürfe in meinem Kopf. Es dauert dann oft eine ganze Weile, bis ich sie tatsächlich in die Tat umsetze. In der Zwischenzeit entstehen dann Nebenprodukte dieser Suche, wenn ich Techniken ausprobiere, mit denen sich das, was in meinem Kopf schon Gestalt angenommen hat, auch in die Tat umsetzen lässt. Wer mich dabei beobachtet, ist oft mehr als einmal irritiert über die Umwege, die so eine Idee dann durchaus nehmen kann. Die Frage: "Wolltest Du nicht eigentlich...?" kann ich dann oft nur mit einem hilflosen Schulterzucken beantworten. Wie soll ich das erklären, dass ich gerade ein Blütenbild zur Vorbereitung von Eiskristallen male?


So ist dann auch dieser Entwurf nur ein fragiles Liniengespinst, was ich mittlerweile stückchenweise mit Leben fülle. Mehr als das darf so ein Entwurf auch nicht sein, denn, einmal auf Papier gebannt, verliert er die Fähigkeit, zu wachsen und sich zu entwickeln. Denn das tun meine Bilder immer: sie wachsen und entwickeln sich, einmal in die Welt entlassen, im Prozess weiter, als der Entwurf vorweg nehmen kann. Mehr zum Werden und Wachsen dieses Bildes in den nächsten Tagen hier im Blog - natürlich bin ich dem Schreiben schon ein Stück voraus... und werke Stunde um Stunde und vergesse so manches Mal, dass ich den Prozess ja eigentlich dokumentieren will.