augenblick & eigensinn: Mutter näht...

Mittwoch, 9. April 2014

Mutter näht...

Wie schon erwähnt, drückte der Schuh bei meiner großen Tochter im Abistress: ein Kostüm fehlte...
Also habe ich vorletzten Sonntag meine sämtlichen Stoffkisten durchwühlt (und das sind einige!), habe das Wohnzimmer mit Nähchaos überzogen und hatte in relativ kurzer Zeit genügend Stoffe zusammen, die, schnell fotografiert und per Mail nach NRW geschickt, auch Anklang fanden.
Also, frisch ans Werk, wie in alten Zeiten, als die Kinder noch klein waren und der Rosenmontag sich jedes Jahr mit einem unglaublichen Näh-Aufwand ankündigte. Wie schön, kreative Kinder mit eigenen Ideen zu haben (und wie anstrengend!). Keiner von den dreien wäre mit einem gekauften Kostüm vom Discounter glücklich geworden, die Ideen waren weit ausgefallener. Vielleicht habe ich deshalb den Zirkus Jahr für Jahr wieder mitgemacht, denn die Umsetzung war eigentlich immer eine technische Herausforderung. Ankyllosaurier, Krokodile, Klonkrieger, Drachen und Fabelwesen, Elfenkriegerinnen (nach literarischer Vorgabe) mit schillernden Libellen-Flügeln, Glockenblumenfee, Römer in voller Rüstung, Schneekönigin und Dornröschen (um nur einige zu nennen) schlummern seither in der großen Verkleidungskiste im Keller.
Da ist Mulan, die kriegerische Prinzessin aus dem Disneyfilm doch ein Klacks! (Außerdem gab es ja schon mal so ein Kostüm in der dritten oder vierten Klasse, das so erfolgreich war, dass die eigene Oma das perfekt geschminkte Kind nicht als ihr Enkelkind erkannte :D.)

Schritt 1: Der Unterrock


Fester Gardinenstoff, in Bahnen leicht ausgestellt knöchellang zugeschnitten, mit Gummizug in der Taille, schnell genäht...

Schritt 2: Der Überrock


Aus weinrotem Samt nach dem selben Schnitt, aber nur knielang zugeschnitten und ruckzuck über die Maschine geschoben...

Und dann kam die erste Herausforderung: Das Kimono-Oberteil (damals war es ein Balett-Wickeljäckchen), aber Dank der unendlichen Weiten des Internets habe ich mir viel Mühe und Denkschmalz gespart und mit Hilfe dieser übersichtlichen Seite (nur mit deutlich weniger Stoff, mehr war leider nicht da) auch das Oberteil zusammengezaubert. 


Und die ganze Zeit über habe ich mich auf das gefreut, was ich mir als Belohnung zum Schluss aufgehoben hatte: die traditionellen japanischen Seidenblüten, Kanzashi genannt. 
Einige wunderschöne Exemplare hatte ich durch Zufall schon mal eher in einem Post von Klara Kleingeld entdeckt, und bei KaSu habe ich eine einfache und ausführliche Anleitung gefunden, herzlichen Dank!
(Natürlich habe ich mich weder an die Stoffempfehlung, noch an die Größenangaben gehalten, sondern mein Glück mit einem Rest weißen Chiffons versucht - es war eine Herausforderung! Zum Üben sicher nicht unbedingt das geeignete Material)


Außerdem sollte das Päckchen ja auf die Reise gehen und ich konnte nächtens dann meine magentafarbene Tinte nicht finden, mit der ich eigentlich die Blütenmitte einfärben wollte. Also habe ich stattdessen die Blattränder ganz sanft über ein kleines Stempelkissen gezogen, um ihnen einen zarten Rosa-Schimmer zu verpassen. Zwei Blüten habe ich dann aus dem winzigen Rest vom Kimono gezaubert, auch das eine Herausforderung, da sich leider die Stickerei in Wohlgefallen auflöste... 
Dann habe ich alles zusammengepackt, ein Päckchen gefüllt und bin frohen Mutes zum nächsten Postamt gefahren, um dann irgendwann Fotos von meiner Tochter als Mulan verlinken zu können...
Und habe gewartet... und gewartet... und gewartet... und gebangt... und das Paket ist noch immer nicht angekommen, der Motto-Tag im improvisierten Kostüm gelaufen und ich bin traurig. Schade!

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