augenblick & eigensinn: August 2014

Dienstag, 12. August 2014

Die geschenkten Bilder

Wie versprochen gibt es heute Fotos von den beiden Bildern, die mir gestern - wie nebenbei - in den Schoß gefallen sind. Unterschiedlicher könnten sie nicht sein, aber es war auch nichts geplant...


Eigentlich wollte ich dann ja, weil ich so gut im Fluss war, mit meinem neuen Header beginnen. 
Problem Nr. 1: Meine Aquarell-Farben waren noch oben in meinem Büro
Problem Nr. 2: der Aquarell-Block weilte dort ebenfalls
Problem Nr. 3: persönliche Faulheit

Was tut also der faule Mensch? Improvisieren!
Vielleicht tut es auch glänzendes Seidenpapier? 
Und Acryltinte statt Aquarellfarbe?

Ich habe das zarte Seidenpapier einfach wie dickes, saugfähiges Aquarellpapier mit einem feinen Wasser-Sprühnebel auf eine Glasplatte "geklebt" und dann Acryltinte aufgetropft. 
Hätte ich Aquarellpapier und die passende Farbe genutzt, nass in nass aufgebracht, wäre die Farbe in zarten Verläufen ineinander geflossen...

Nicht so die Acryltinte auf dem Seidenpapier! Das Seidenpapier warf sich zu Falten und Gebirgen auf, zwischen denen sich Seen aus Acryltinte sammelten - einfach genial! Mich beschlich nur die dumpfe Ahnung, dass ich das Ganze nach dem Trocknen niemals heile wieder von der Glasplatte lösen können würde...
Also habe ich eine Leinwand mit glänzendem Acrylgel grundiert, das zarte Etwas, nass und sehr reißfreudig wie es war, sehr vorsichtig von der Glasplatte gelöst und in das Acrylgel gebettet, voilá!!!


Glücklich gerettet! Aber was mit den Farbseen anfangen, die sich noch auf der Glasplatte tummelten? Also habe ich schnell mit einem Spachtel Gesso auf eine zweite Leinwand aufgetragen und dann munter in die Farbpfützen gepresst, in der Hoffnung, dass auch nasses Gesso gut Tinte aufsaugt.
Ihr ahnt es? Das nasse Gesso hat sich natürlich an der Glasplatte festgesaugt und beim Abheben hatte ich nicht mein schönes Seen-Muster Nr. 2 gerettet - sondern etwas völlig Neues geschenkt bekommen...


Flugs habe ich noch ein wenig mehr Tinte darüber laufen lassen, habe mit Wasser genebelt und habe die verdünnte Tinte mit Alkoholtropfen an einigen Stellen wieder verdrängt (böse ausgedrückt: "gepanscht") und bin fasziniert von dem Ergebnis.

Ein paar Details...




Montag, 11. August 2014

Der Knoten ist geplatzt...

Warum er das getan hat? Höchstwahrscheinlich, weil ich eigentlich etwas ganz anderes machen wollte...
Meinem letzten Post mit den Schönheiten aus dem Garten sollte ein zweiter folgen, in dem ich meine Inspirationsquelle Nr. 2 "Strukturen" vorstellen wollte. Da es aber leider so windig war, dass meine Fotomodelle immer davon geflogen sind, müsst ihr auf diesen Post noch ein bisschen warten :).

Stattdessen habe ich die Küche aufgeräumt und mir überlegt, dass die Eierschalen vom Frühstück doch eigentlich viel zu schade sind, um sie wegzuwerfen. Ich werde (meistens nicht ganz unbegründet) laufend mit der Frage: "Ist das Kunst oder kann das weg?" liebevoll aufgezogen. Meine Strukturpaste, die ich ich so sorgsam gehütet habe, ist leider unrettbar eingetrocknet, neue noch nicht in Sicht, und die Eierschalen schienen sich da wirklich aufzudrängen. Was, wenn man Eierschalen zerbröselt, sie mit Leim mischt, das ganze später mit Gesso grundiert, dunkel tuscht, um die Struktur mit Schatten zu versehen und sie so hervorzuheben.......

Kurzerhand bin ich also in mein Behelfsatelier gestiefelt, um zumindest das "mal eben" auszuprobieren. Leim also mit dem Spachtel auf die Leinwand, Eierschalen dazu - und, wenn man schon mal dabei ist, auch ein paar gesammelte Samenkapseln von den Schönmalven aus dem Garten dazu (die einfach auch zu schade waren, um sie wegzuwerfen) und schon wartete die erste Leinwand auf den Trocknungsprozess. Im Grunde ist sie nur ein Testfall für ein ganz anderes Bild, dass ich schon ganz lange im Sinn habe, zu dem mir aber noch die passende Technik fehlt, um es so zu realisieren, dass es meiner Vorstellung entspricht.

Ein erster Schritt ist gemacht und trocknet, trocknet, trocknet...

Für dieses Bild benötige ich auch vielfarbiges Papier oder eine Technik, die so eine Vielschichtigkeit erzeugt, warum also nicht die Trockenzeit nutzen, um ein bisschen weiter zu experimentieren?

Druck auf schwarzem Tonkarton

Ich habe also die durch die anderen Drucke sehr in Mitleidenschaft genommene Gel-Platte hervorgeholt und (weil es ja nur Versuche sein sollten) auf allen Untergründen gedruckt, die sich so im Laufe der Zeit und des fleißigen Sammelns von Wohlstandsmüll angesammelt hatten: Seiten aus einer Illustrierten (mal sehen, wie es sich so auf laminiertem Papier drucken lässt), Pappeinleger von Bekleidung, Seidenpapier (matt und glänzend), Goldpapier (von einer Schokoladentafel), Werbebroschüren, Hausaufgaben-Fehldrucke meiner Tochter...

Druck auf einem roten Werbeflyer

Zuerst habe ich natürlich brav das Ziel verfolgt, einfach nur buntes Papier herzustellen, und bin jedesmal begeistert davon, wie unberechenbar dieser Prozess ist.

Druck auf mattem Seidenpapier, beidseitig bedruckt

Natürlich kann man die Farbe bestimmen, mit der man druckt, man hat auch Einfluss auf die Schablone, die man auflegt, aber das Ergebnis auf dem Papier ist trotzdem immer wieder grandios und fazinierend. 

Ebenfalls Seidenpapier, diesmal glänzend und einseitig bedruckt

Um so mehr, als ich einfach nur planlos Farbe aufgetragen, eine Seite bedruckt und zur Seite gelegt und mit der restlichen Farbe auf der Platte (nach Abheben der Schablone) die nächste Seite eingefärbt habe.

Zerknittertes Seidenpapier - ziemlich nah an dem, was ich gerne erzeugen wollte

Das ganze habe ich so fortgeführt, bis der Trockenplatz mit 30 Seiten Papier ausgeschöpft war, und dann einfach mit einer zweiten Schicht wieder von vorne angefangen.

Auf rauer Packpappe mit Metallic-Farbe

In der dritten Schicht hat es mich dann gereizt, doch noch einmal eine meiner selbstgemachten Fisch-Schablone zu benutzen - aber seht selbst.


Auf rauer Packpappe

Auf Schokoladenpapier ;)

Auf laminiertem Papier aus einer Illustrierten

Auf mattem Seidenpapier, zweiseitig beedruckt
Auf Werbung


Nach fast zwei Stunden habe ich dann die Gel-Platte gesäubert (mit dem festen Vorsatz, jetzt aufzuräumen und das von mir erzeugte Chaos aus Papier und Schablonen wieder etwas einzudämmen), als mir einfiel, dass ich doch endlich meinen "Header" neu machen will und dafür noch ein Aquarellbild vorbereiten wollte (dass dann schon mal bis zur weiteren Bearbeitung trocknen könnte). Ihr ahnt es?
Das Aquarellbild gibt es noch immer nicht, dafür aber zwei neue Leinwände....

Aber dazu morgen mehr...

Mittwoch, 6. August 2014

Die Natur verschwendet sich


Unser Garten blüht - für mich immer wieder ein großes Wunder und Inspirationsquelle, eigentlich würde ich am liebsten den ganzen Tag dort verbringen und jäten und schneiden und gießen und sähen, ja, und natürlich malen, malen, malen. Diese Vielfalt an Formen, Farbnuancen, Schattierungen und Strukturen schreit ja förmlich danach, auf Papier oder Leinwand gebannt zu werden.



Die schönsten Farbkombinationen sind da entstanden, wo ich sie gar nicht eingeplant hatte - die Ringelblumen haben sich so ausgebreitet, dass sie sich in die Lavendelhecke schmiegen.




Die (ohne große Hoffnung auf Erfolg) großzügig verteilte Gartenblumenmischung hat wunderbare Schönheiten hervorgebracht...


... und ich bin mit Farbkombinationen beschenkt worden, die einzufangen ich fotografisch gar nicht so in der Lage bin. 



Und was tue ich? Ich arbeite wieder im Büro um meinen Lebensunterhalt zu verdienen, schleppe in der Mordshitze Steine, die wir großzügig geschenkt bekommen haben und die einmal in ferner Zukunft die Parkfläche für mein erträumtes Atelier befestigen sollen, ich wühle mich durch Antragsunterlagen für eine Regenwasserversickerung, Kostenvoranschläge für Dach und Fenster (und die bange Frage, wer das bezahlen soll) und verliere mich in dem alltäglichen Kleinkram, den ein jeder zu bewältigen hat, der einen eigenen Hausstand besitzt. Und damit ziehen diese wunderbaren Sommertage vorbei und den Garten bestaune ich nur in den Abendstunden beim Gießen.


Zwischendurch, wenn sich ein kleines Zeitlöchlein bietet, verbringe ich es damit, Unkraut zu zupfen, Verblühtes herauszuschneiden und Samen fürs kommende Jahr zu sammeln. Aber ich male nicht, ich zeichne nicht :( - was soll ich sagen? Die Tage sind einfach zu schnell vorbei!
Aber ich habe mich aufgerafft und fotografiert, um ein wenig von dieser Vielfalt mit in die dunkle Jahreszeit zu nehmen (in der Hoffnung, dass ich dann zum Malen kommen werde.


















Einige kleine Projekte habe ich natürlich trotzdem angestoßen, aber dazu ein andermal (mit hoffentlich nicht sooo langer Pause dazwischen)!